ErnährungKrankheitsbild

Fructoseintoleranz und Fructoseunverträglichkeit

geschrieben von

Anna Roell
22 August, 2023

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Fruktose ist eine natürliche Zuckerart, die in vielen Früchten und Pflanzen vorkommt. Aber haben Sie sich jemals gefragt, warum ein einfacher Apfel oder ein Glas Limonade bei manchen Menschen unangenehme Symptome hervorrufen kann? Der Grund dafür könnte Fruktose sein. Lesen Sie weiter, wenn Sie mehr über die Rolle des Fruchtzuckers in der Ernährung erfahren möchten und warum er nicht für alle Menschen gleichermaßen verdaulich ist.

Was ist Fructose?

Fructose, oft als “Fruchtzucker” bezeichnet, ist ein natürlich vorkommendes Zuckermolekül, das in einer Vielzahl von Lebensmitteln, insbesondere in Früchten, gefunden wird. Auf molekularer Ebene gehört Fructose zu den Monosacchariden, den einfachsten Zuckerarten, die in der Natur vorkommen. Ihre Struktur ermöglicht es dem menschlichen Körper, sie direkt zu nutzen, ohne sie weiter zerlegen zu müssen. Fructose hat eine besondere Süße, sodass es zu einem beliebten Süßungsmittel in der Lebensmittelindustrie geworden ist. Aber trotz ihrer natürlichen Präsenz und ihres süßen Geschmacks kann Fructose für manche Menschen problematisch sein (Britannica, 2023).

Welche Lebensmittel enthalten Fructose?

Während viele Menschen Fructose sofort mit Früchten in Verbindung bringen, ist sie in einer beeindruckenden Vielfalt von Lebensmitteln vorhanden. Hier sind einige prominente Quellen:

  • Früchte: Der Fructosegehalt kann je nach Fruchtart variiert. Äpfel und Birnen enthalten hohe Mengen an Fructose, während Beeren tendenziell niedrigere Mengen haben. 
  • Gemüse: Einige Gemüse wie Spargel, Zwiebeln und Artischocken haben ebenfalls einen bemerkenswerten Fructosegehalt.
  • Süßungsmittel: Honig, Agavendicksaft und High-Fructose Corn Syrup (HFCS) sind reich an Fructose. HFCS insbesondere wird in einer Vielzahl von verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken verwendet.
  • Verarbeitete Lebensmittel und Getränke: Viele industriell hergestellte Produkte, von Limonaden bis hin zu Keksen, enthalten Fructose in unterschiedlichen Mengen.

Quelle: Mayo Clinic, 2022

Was ist der Unterschied zwischen Fructoseintoleranz und Fructosemalabsorption?

Diese Begriffe können leicht verwechselt werden, aber sie bezeichnen zwei verschiedene gesundheitliche Probleme:

  • Fructoseintoleranz (Hereditäre Fructoseintoleranz – HFI): Die hereditäre Fructoseintoleranz (HFI) ist vererbbar. Sie ist eine seltene genetische Störung, bei der die Leber ein Enzym namens Aldolase B nicht produzieren oder nutzen kann. Dieses Enzym ist notwendig, um Fructose abzubauen. Das kann zu ernsten Symptomen führen, wenn Fructose konsumiert wird (MedlinePlus, 2011).
  • Fructosemalabsorption: Hierbei handelt es sich um eine verringerte Fähigkeit des Dünndarms, Fructose aufzunehmen. Wenn Fructose nicht im Dünndarm aufgenommen wird, gelangt sie in den Dickdarm, wo sie von Bakterien fermentiert wird (Vilines, 2023).

Manchmal wird Fructosemalabsorption auch als “Fructoseunverträglichkeit” bezeichnet, was zu Verwirrung führen kann. Fruchtzuckerunverträglichkeit ist ein breiterer Begriff, der sowohl die erblich bedingte Fruktoseintoleranz als auch die Fruktosemalabsorption umfasst. Er bezieht sich auf die Unfähigkeit, Fruktose richtig zu verdauen oder zu absorbieren. Es ist also wichtig, die Unterschiede zwischen diesen beiden Zuständen zu verstehen. Während die Fructoseintoleranz eine genetische Stoffwechselerkrankung ist, handelt es sich bei der Fructosemalabsorption um eine Lebensmittelunverträglichkeit.  

Welche Symptome treten auf?

Fructoseintoleranz und Fructosemalabsorption sind zwei verschiedene Erkrankungen, die sich von ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden. Während die Symptome der Fruktosemalabsorption meistens den Verdauungstrakt betreffen, können die Symptome der Fructoseintoleranz schwerwiegender sein und auch andere Organe, insbesondere die Leber, betreffen.

Welche Symptome sind mit einer Fructoseintoleranz verbunden?

  • Hypoglykämie (niedriger Blutzuckerspiegel)
  • Erbrechen nach fructosehaltigen Mahlzeiten
  • Gedeihstörungen bei Kindern
  • Lebervergrößerung
  • Jaundice (Gelbsucht)
  • Schmerzen im Oberbauch

Welche Symptome sind mit einer Fructosemalabsorption verbunden?

  • Blähungen
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Magenkrämpfe
  • Übelkeit
  • Aufgeblähter Bauch
  • Müdigkeit nach fructosehaltigen Mahlzeiten

Die Schwere der Symptome bei Fructosemalabsorption und Fructoseintoleranz kann dosisabhängig sein, das bedeutet, sie hängen oft von der aufgenommenen Menge an Fructose ab.

Quellen: Cleveland Clinic, 2021; Olsen, 2018

Wie werden diese Erkrankungen diagnostiziert?

Die hereditäre Fructoseintoleranz kann mittels eines Gentests diagnostiziert werden, bei dem spezifische genetische Mutationen nachgewiesen werden. Des Weiteren können Enzymaktivitätstests in Leberbiopsien Hinweise auf diese Erkrankung geben (NORD, 2007). Die häufigste Methode zur Diagnose der Fructosemalabsorption ist der Wasserstoff-Atemtest nach Fructoseaufnahme, bei dem eine erhöhte Wasserstoffkonzentration im Atem auf eine unzureichende Absorption hinweist. Ergänzend dazu können Eliminationsdiäten und anschließende Provokationstests durchgeführt werden, um die Reaktion des Körpers auf Fructose zu beobachten (Benardout et al., 2021).

Kann Fructose zu einer Fettleber führen?

Fructose kann metabolisch in der Leber zu Fettvorläufern umgewandelt werden. Eine übermäßige Zufuhr von Fructose kann somit die Fettansammlung in der Leber fördern und das Risiko für die Entwicklung einer  nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD)  erhöhen. Die NAFLD zeichnet sich durch eine signifikante Fetteinlagerung in der Leber aus, und das in Abwesenheit eines erhöhten Alkoholkonsums. Unbehandelt kann NAFLD fortschreiten und zu weiteren Leberkomplikationen wie einer Leberentzündung oder Leberzirrhose führen. Der konsequente und übermäßige Konsum fructosehaltiger Produkte, insbesondere von Getränken mit zugesetzter Fructose, stellt somit einen modifizierbaren Risikofaktor für Lebergesundheitsprobleme dar (Harvard Health, 2011).

Gibt es weitere Komplikationen?

Nicht behandelt können beide Erkrankungen zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen:

Fructoseintoleranz (hereditär)

  • Hypoglykämie (niedriger Blutzuckerspiegel)
  • Leberschäden (z.B. Lebervergrößerung, Leberzirrhose)
  • Nierenversagen
  • Ernährungsdefizite (z.B. Mangel an Vitaminen und Mineralien)
  • Verdauungsprobleme (z.B. Übelkeit, Erbrechen)
  • Wachstumsverzögerung bei Kindern

Fructosemalabsorption

  • Verdauungsbeschwerden (z.B. Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen)
  • Erhöhtes Risiko für Reizdarmsyndrom (RDS)
  • Ungleichgewicht der Darmflora
  • Mangelzustände (z.B. durch eingeschränkte Aufnahme von Vitaminen und Mineralien)

Quellen: Benardout et al., 2021; NORD, 2007

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Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die Therapie von Fructoseintoleranz und Fructosemalabsorption zielt darauf ab, Beschwerden zu lindern und mögliche Langzeitschäden zu verhindern. Obwohl beide Erkrankungen eine Anpassung der Ernährung erfordern, unterscheiden sich die empfohlenen Therapieansätze.

Allgemeine Tipps für beide Erkrankungen

  • Vermeiden Sie industriell hergestellte Lebensmittel mit hohem Fructose-Gehalt, wie bestimmte Süßigkeiten, Limonaden und andere zuckerhaltige Getränke.
  • Lesen Sie Etiketten sorgfältig, um versteckte Quellen von Fructose oder Fructosesirup zu erkennen.
  • Erwägen Sie eine Ernährungsberatung, um sicherzustellen, dass Ihre Diät ausgewogen und nährstoffreich bleibt.
  • Beobachten Sie Ihre Symptome und halten Sie eventuell ein Ernährungstagebuch, um spezifische Auslöser zu identifizieren.

Therapie bei Fructoseintoleranz (Hereditäre Fructoseintoleranz – HFI)

Bei Personen mit HFI ist der Verzehr von Fructose, Saccharose (Haushaltszucker) und Sorbit potenziell gefährlich. Die Therapie besteht hauptsächlich aus:

  • Strikter Vermeidung von Fructose, Saccharose und Sorbit in der Ernährung.
  • Kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Ernährung, insbesondere während Krankheiten oder anderen Zeiten erhöhten Energiebedarfs.
  • Regelmäßige Kontrollen beim Arzt, um die Leberfunktion und die Konzentration von Blutzucker und Harnsäure zu überwachen.

Quelle: Cleveland Clinic, 2021

Therapie bei Fructosemalabsorption

Hier geht es vor allem darum, die Menge an konsumierter Fructose zu reduzieren und nicht sie vollständig zu eliminieren.

  • Eliminationsphase (auch als Strikte Phase bezeichnet): In dieser Phase werden alle fructosehaltigen Lebensmittel strikt vermieden. Das Ziel ist es, die Symptome vollständig zu eliminieren und dem Darm eine Erholungspause zu ermöglichen.
  • Wiedereinführungsphase (auch als Testphase oder Toleranzfindungsphase bezeichnet): Nach der symptomfreien Eliminationsphase werden schrittweise und systematisch Lebensmittel mit Fructose wieder in den Speiseplan aufgenommen. Dabei wird genau beobachtet, in welcher Menge und bei welchen Lebensmitteln Symptome auftreten.
  • Erhaltungsphase (auch als Anpassungsphase oder Stabilisierungsphase bezeichnet): Hier wird eine Ernährungsweise beibehalten, die auf den individuellen Toleranzgrenzen basiert. Eine langfristige Diät, die auf der individuellen Toleranz basiert. Hier kann die FODMAP-Diät hilfreich sein.  FODMAP steht für “Fermentierbare Oligo-, Di-, Mono-Saccharide und Polyole”. Es handelt sich um eine Gruppe von kurzkettigen Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen, die in bestimmten Lebensmitteln vorkommen und bei manchen Menschen Verdauungsprobleme auslösen können. Die FODMAP-Diät beschränkt die Zufuhr dieser Stoffe, um Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall zu reduzieren. 

Quelle: Benardout et al., 2021

Bei Bedarf können auch Enzympräparate oder Probiotika in Betracht gezogen werden, um die Verdauung zu unterstützen. Während bei der Fructoseintoleranz eine strikte Einhaltung der Diät erforderlich ist, ermöglicht die Therapie bei Fructosemalabsorption mehr Flexibilität, sobald die individuelle Toleranzschwelle festgestellt wurde. In beiden Fällen ist eine enge Zusammenarbeit mit einem Ernährungsspezialisten und Arzt von entscheidender Bedeutung.

Ist Fructoseintoleranz dasselbe wie eine Obstallergie?

Fruktoseintoleranz und Obstallergie sind zwei unterschiedliche Erkrankungen, die jedoch beide nach dem Verzehr von Obst Symptome verursachen können. Während die Fruktoseintoleranz durch die Unfähigkeit des Körpers verursacht wird, Fruktose effizient aufzuspalten, handelt es sich bei der Obstallergie um eine Lebensmittelallergie, bei der eine Immunreaktion auf bestimmte Proteine im Obst erfolgt. Eine allergische Reaktion kann zu Hautausschlägen und Atembeschwerden oder zu lebensbedrohlichen Zuständen wie einem anaphylaktischen Schock führen. Es ist wichtig, zwischen diesen beiden Erkrankungen zu unterscheiden und bei Verdacht einen Arzt aufzusuchen (Cleveland Clinic, 2021).

Zusammenfassung

Fructoseintoleranz ist eine erbliche Stoffwechselerkrankung, bei der die Leber Fructose nicht richtig abbauen kann, was zu ernsthaften gesundheitlichen Komplikationen führen kann. Fructosemalabsorption hingegen bezieht sich auf die Unfähigkeit des Dünndarms, Fructose effizient aufzunehmen, was zu Verdauungsbeschwerden führt. Während die Diagnosemethoden variieren, ist die Anpassung der Ernährung bei beiden Erkrankungen zentral, wobei die FODMAP-Diät besonders bei der Malabsorption hilfreich ist.

Referenzen

Abundance of Fructose Not Good for the Liver, Heart – Harvard Health Publications – Harvard. (2011, September 1). Harvard Health. Retrieved August 21, 2023, from https://www.health.harvard.edu/heart-health/abundance-of-fructose-not-good-for-the-liver-heart

Butler, N., & Olsen, N. (2017, September 19). Fructose Malabsorption: Symptoms, Management, and More. Healthline. Retrieved August 21, 2023, from https://www.healthline.com/health/fructose-malabsorption

Fructose Intolerance, Hereditary – Symptoms, Causes, Treatment | NORD. (n.d.). National Organization for Rare Disorders. Retrieved August 21, 2023, from https://rarediseases.org/rare-diseases/fructose-intolerance-hereditary/#diagnosis

Fructose intolerance: Which foods to avoid? (n.d.). Mayo Clinic. Retrieved August 14, 2023, from https://www.mayoclinic.org/fructose-intolerance/expert-answers/faq-20058097

Fructose malabsorption: causes, diagnosis and treatment. (2022, February 28). PubMed. Retrieved August 21, 2023, from https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33818329/

Fructose | Sugar Metabolism, Digestion & Sweetness. (2023, July 2). Britannica. Retrieved August 14, 2023, from https://www.britannica.com/science/fructose

Hereditary fructose intolerance. (2011, June 1). MedlinePlus. Retrieved August 21, 2023, from https://medlineplus.gov/genetics/condition/hereditary-fructose-intolerance/#resources

Meacham, J. (n.d.). Fructose intolerance: Symptoms and management. Medical News Today. Retrieved August 21, 2023, from https://www.medicalnewstoday.com/articles/fructose-intolerance#contacting-a-doctor

What Is Fructose Intolerance? – Cleveland Clinic. (2021, March 1). Cleveland Clinic Health Essentials. Retrieved August 21, 2023, from https://health.clevelandclinic.org/what-is-fructose-intolerance/

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.