Ernährung

Histaminintoleranz: Symptome, Diagnose und Therapie

geschrieben von

Anna Roell
18 April, 2024

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Histaminintoleranz ist eine Störung, die entsteht, wenn der Körper nicht in der Lage ist, das mit der Nahrung aufgenommene Histamin effektiv abzubauen. Dies führt zu einer Reihe von Symptomen, darunter Verdauungsprobleme, Hautirritationen und Atembeschwerden, die häufig mit anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder allergischen Reaktionen verwechselt werden. In diesem Artikel bieten wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die Histaminintoleranz, von den Ursachen und typischen Symptomen über Behandlungsmöglichkeiten bis hin zu praktischen Tipps, die Ihnen helfen, den Alltag trotz Histaminintoleranz angenehm zu gestalten.

Bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz kann ein Allergietest wertvolle Erkenntnisse liefern und helfen, mögliche Nahrungsmittelallergien, die ähnliche Symptome hervorrufen können, zu erkennen. Der umfassende Allergietest von Homed-IQ bietet eine einfache Möglichkeit, dies von zu Hause aus durchzuführen und ist ein wichtiger erster Schritt zum besseren Verständnis Ihrer Symptome.


Inhaltsübersicht


Was ist Histamin?

Histamin ist eine organische Verbindung, die sowohl im menschlichen Körper als auch in vielen Lebensmitteln vorkommt. Als Teil der Gruppe der biogenen Amine, die aus der Aminosäure Histidin gebildet wird, spielt Histamin eine wesentliche Rolle in vielen Körperfunktionen.

Welche Funktionen hat Histamin im Körper?

Histamin ist an mehreren wichtigen Körperfunktionen beteiligt dazu gehören:

  1. Immunantwort und Entzündungen: Histamin spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Immunreaktionen und Entzündungsprozessen im Körper. Es wird als Reaktion auf verschiedene Reize wie Infektionen, Verletzungen und Allergene freigesetzt. Dies führt zur Erweiterung und erhöhten Durchlässigkeit der Blutgefäße, wodurch Immunzellen schnell zum Ort der Entzündung gelangen können. Die Folge sind typische Entzündungssymptome wie Rötung, Schwellung und Wärme.
  2. Allergische Reaktionen: Bei Allergien wie Heuschnupfen, Hausstaubmilben– oder Nahrungsmittelallergien führt eine übermäßige Freisetzung von Histamin zu Symptomen wie Niesen, laufender Nase und Atembeschwerden. Antihistaminika helfen, diese Symptome zu lindern, indem sie die Wirkung von Histamin blockieren.
  3. Regulation der Magensäure: Histamin stimuliert die Magenschleimhäute zur Produktion von Magensäure, die für die Verdauung und die Bekämpfung von Krankheitserregern wichtig ist.
  4. Neurotransmitterfunktion: Als Neurotransmitter beeinflusst Histamin wichtige Gehirnfunktionen, einschließlich Schlaf, Wachheit, Appetitregulation und emotionale Reaktionen.

Quelle: Britannica, 2024

Was ist eine Histaminintoleranz?

Die Histaminintoleranz ist ein Zustand, bei dem der Körper Schwierigkeiten hat, Histamin effektiv abzubauen. Normalerweise wird Histamin durch das Enzym Diaminoxidase (DAO) im Darm abgebaut. Bei Menschen mit Histaminintoleranz kann die Aktivität dieses Enzyms unzureichend sein, was zu einem Überschuss an Histamin im Körper führt und die Vielzahl von Symptomen auslöst (Cleveland Clinic, 2023).

Was ist der Unterschied zwischen einer Histaminintoleranz und Lebensmittelallergie?

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Zuständen liegt in der Ursache der Reaktion: Während die Histaminintoleranz durch ein Problem beim Abbau von Histamin verursacht wird und das Immunsystem nicht involviert ist, handelt es sich bei Lebensmittelallergien um direkte Immunreaktionen auf bestimmte Lebensmittelproteine, bei denen Histamin vielfach freigesetzt wird, was allergietypische Symptome wie Hautausschläge, Schwellungen und Atembeschwerden verursacht (Cleveland Clinic, 2023).

Was sind die Symptome einer Histaminintoleranz?

Die Symptome einer Histaminintoleranz sind vielfältig und können leicht mit anderen gesundheitlichen Problemen wie allergischen Reaktionen und anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten verwechselt werden. Sie sind dosisabhängig, verschlimmern sich also mit der Menge des aufgenommenen Histamins und treten meist kurz nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel auf. Je nach individueller Empfindlichkeit können die Symptome von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen anhalten. Zu den grundlegenden Symptomen gehören:

Symptome bei Histaminintoleranz

Quellen: NHS, 2022; Schnedl, 2019

Sie wollen sich selbst einen Überblick verschaffen?

Wenn Sie vermuten, dass Sie eine Histaminintoleranz haben, kann es hilfreich sein, weitere Untersuchungen durchzuführen, um Ihre Symptome besser zu verstehen. Der umfassende Allergietest und der Test auf Inhalationsallergien von Homed-IQ können spezifische Allergene identifizieren, die ähnliche Symptome wie eine Histaminintoleranz verursachen. Darüber hinaus können entzündliche Darmerkrankungen die Funktion des Enzyms Diaminoxidase beeinträchtigen, was zu einer Ansammlung von Histamin im Körper führt und die Symptome verschärft. Der Darmentzündungstest von Homed-IQ kann eine wichtige Rolle bei der Identifizierung solcher Erkrankungen spielen.

Was sind die Ursachen für eine Histaminintoleranz?

Eine Histaminintoleranz kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden, die die Fähigkeit des Körpers, Histamin zu verarbeiten, beeinträchtigen. Die wichtigsten Ursachen sind:

1. Enzymmangel (Diaminoxidase)

Die häufigste Ursache der Histaminintoleranz ist ein Mangel oder eine verminderte Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO), das für den Abbau von Histamin verantwortlich ist. Es gelangt über die Nahrung in den Körper. Zu den Faktoren, die zu einem DAO-Mangel führen können, gehören:

UrsacheErklärung
Genetische VeranlagungEinige Menschen haben eine genetische Prädisposition, die zu einer reduzierten Aktivität des Enzyms DAO führen kann, was den Histaminabbau beeinträchtigt.
Magen-Darm-ErkrankungenDarmprobleme wie das Leaky-Gut-Syndrom, entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Colitis ulcerosa) oder das Reizdarmsyndrom können die Funktion von DAO beeinträchtigen, indem sie die Zellen, die DAO produzieren, schädigen oder chronische Entzündungen auslösen, die die Enzymaktivität verringern. Damit wird der Abbau von Histamin im Körper behindern.
Medikamente und AlkoholEinige Medikamente, wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), und regelmäßiger hoher Alkoholkonsum können zusätzlich die Aktivität von DAO hemmen.
ZinkmangelEin Mangel an Zink, einem Mineralstoff, kann die Funktion der Diaminoxidase beeinträchtigen, was die Fähigkeit zum Histaminabbau verringert.

2. Übermäßige Histaminaufnahme

Eine übermäßige Aufnahme von histaminreichen Lebensmitteln kann ebenfalls eine Histaminintoleranz auslösen oder verschlimmern. Histaminreiche Lebensmittel sind beispielsweise gereifter Käse, geräucherter Fisch und fermentierte Lebensmittel. Sehen Sie dazu die Abbildung am Ende des Blogs.

3. Bakterielles Ungleichgewicht

Das Ungleichgewicht in der Darmflora kann ebenfalls eine Rolle spielen. Bestimmte Darmbakterien können Histamin produzieren, und wenn diese Bakterien überhand nehmen, kann dies zu einer erhöhten Histaminbelastung führen.

Quelle: Schendl et al., 2021; Maintz & Novak, 2007

Wie wird eine Histaminintoleranz diagnostiziert?

Die Diagnose einer Histaminintoleranz ist oft herausfordernd, da ihre Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln und es keinen spezifischen Standardtest gibt (Schendl et al., 2021). Folgende Verfahren werden genutzt:

  1. Anamnese und Symptomtagebuch: Die detaillierte Aufzeichnung der Nahrungsaufnahme und nachfolgender Symptome ermöglicht es, Muster zu erkennen, die auf eine Histaminintoleranz hindeuten könnten.
  2. Eliminationsdiät: Unter ärztlicher Aufsicht werden histaminreiche Lebensmittel zunächst vermieden und anschließend schrittweise wieder eingeführt, um zu beobachten, ob die Symptome sich verbessern oder verschlechtern.
  3. Provokationstest: Bei diesem Test werden unter kontrollierten Bedingungen histaminreiche Lebensmittel oder reines Histamin verabreicht, um die Reaktion des Körpers darauf zu beobachten und die Sensibilität gegen Histamin festzustellen.

Quelle: Soliman, 2024

Wie wird eine Histaminintoleranz behandelt?

Die Behandlung der Histaminintoleranz zielt darauf ab, die Menge des im Körper zirkulierenden Histamins zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Dies kann durch eine Kombination aus einer Umstellung der Ernährung und der Einnahme von Medikamenten erreicht werden.

Wie kann ich meine Ernährung bei einer Histaminintoleranz anpassen?

Die Anpassung der Ernährung, um den Histaminspiegel im Körper zu kontrollieren, ist eine der effektivsten Methoden zur Behandlung der Histaminintoleranz. Im Folgenden sind die wichtigsten Aspekte aufgeführt:

  • Lebensmittel mit hohem Histamingehalt sollten gemieden werden. In der Abbildung finden Sie die Lebensmittel mit dem höchsten Histamingehalt dargestellt:
Histaminintoleranz: Symptome, Diagnose und Therapie - Homed-IQ
  • Seien Sie vorsichtig mit histaminfreisetzenden Lebensmitteln. Dazu gehören unter anderem, Tomaten, Spinat, Erdbeeren und Zitrusfrüchte 
  • Bevorzugen Sie frische Produkte. Vermeiden Sie den Verzehr von Fertiggerichten oder lange gelagerten Lebensmitteln.

Quelle: Hrubisko et al., 2021

Gibt es Medikamente gegen Histaminintoleranz?

Unter Umständen können auch medikamentöse Behandlungen helfen, die Symptome der Histaminintoleranz zu lindern:

  • Antihistaminika: Diese Medikamente helfen, die Wirkung von Histamin im Körper zu blockieren und können Symptome wie Hautausschlag, Juckreiz und Magen-Darm-Beschwerden lindern. 
  • DAO-Enzympräparate: Für Menschen, die einen DAO-Mangel haben, können Nahrungsergänzungsmittel, die das Enzym Diaminoxidase enthalten, hilfreich sein. Diese werden vor den Mahlzeiten eingenommen, um den Abbau von Histamin zu unterstützen.
  • Probiotika: Diese Produkte können zur Verbesserung der Darmgesundheit beitragen und die DAO-Produktion im Darm fördern. 

Alle medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sollten vorher mit einem Arzt besprochen werden, damit Sie die für Sie bestmögliche Behandlung erhalten (Cleveland Clinic, 2023).

Zusammenfassung

Histaminintoleranz ist eine nicht-immunologische Störung, die entsteht, wenn der Körper das aus der Nahrung aufgenommene Histamin nicht richtig abbauen kann, was Symptome wie Verdauungsprobleme, Hautirritationen und Atembeschwerden verursacht. Die Diagnose ist herausfordernd, da es keinen spezifischen Standardtest gibt; verwendete Methoden schließen Anamnese, Symptomtagebücher, Eliminationsdiäten und Provokationstests ein. Die Behandlung zielt darauf ab, die Histaminkonzentration im Körper durch Ernährungsumstellung und Medikamente zu verringern.

Referenzen

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Evaluation of symptoms and symptom combinations in histamine intolerance. (n.d.). NCBI. Retrieved April 18, 2024, from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6667364/

Food intolerance. (n.d.). NHS. Retrieved April 18, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/food-intolerance/

Histamine Intolerance: Causes, Symptoms & Treatment. (2023, December 1). Cleveland Clinic. Retrieved April 18, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/histamine-intolerance

Histamine Intolerance Originates in the Gut – PMC. (2021, April 12). NCBI. Retrieved April 18, 2024, from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8069563/

Histamine Intolerance—The More We Know the Less We Know. A Review. (2021, June 29). NCBI. Retrieved April 18, 2024, from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8308327/

Maintz, L., & Novak, N. (2007). Histamine and histamine intolerance. the American Journal of Clinical Nutrition, 85(5), 1185-1196. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002916523280533

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.