Gesundheit des Darms

Das Reizdarmsyndrom – wenn der Bauch verrücktspielt

geschrieben von

Anna Roell
23 November, 2023

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Das Reizdarmsyndrom ist eine Funktionsstörung des Verdauungstrakts, die durch wiederkehrende Bauchschmerzen, Blähungen und veränderte Stuhlgewohnheiten gekennzeichnet ist. Viele Betroffene geben an, überfordert zu sein, leiden unter Müdigkeit und sind unsicher, wie sie mit den Symptomen umgehen sollen (Bureychak et al., 2022). Doch wie grenzt man Verdauungsbeschwerden von einer Erkrankung ab, die eine eingehendere Behandlung erfordert? Für die Diagnose des Reizdarmsyndroms ist es entscheidend, andere Erkrankungen, wie z. B. entzündliche Darmerkrankungen, mit Sicherheit auszuschließen. In diesem Blog gehen wir näher auf unser Verständnis des Reizdarmsyndroms, seine Symptome, Ursachen und Therapieansätze ein. Wenn Sie ein tieferes Verständnis Ihrer Symptomatik erlangen möchten, bietet der Entzündungstest von Homed-IQ eine bequeme Möglichkeit, dies von zu Hause aus zu tun. 


Inhaltsübersicht


Was ist ein Reizdarm? 

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine komplexe funktionelle Darmstörung, von der etwa 15 % der Weltbevölkerung betroffen sind, wobei die Häufigkeit je nach Region und Bevölkerungsgruppe variieren kann (Canavan et al., 2014). Das Reizdarmsyndrom zeichnet sich durch wiederkehrende Bauchschmerzen, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall, Verstopfung oder eine Mischung aus beidem aus und ist eine chronische Erkrankung mit symptomatischen Episoden und Ruhephasen. Ein “Syndrom” bezeichnet dabei in der Medizin eine Gruppe von Symptomen, die gleichzeitig auftreten und ein bestimmtes Leiden charakterisieren, ohne dass eine strukturelle oder organische Ursache identifiziert werden kann. Das Reizdarmsyndrom ist eine anerkannte medizinische Diagnose (NHS, 2021). 

Was sind die Symptome bei einem Reizdarmsyndrom?

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist durch eine Reihe von Symptomen gekennzeichnet, die von Person zu Person variieren können. Während manche Menschen Phasen intensiver Symptomausprägung, sogenannte Schübe, durchlaufen, gibt es auch Phasen relativer Symptomfreiheit. Auslöser können z. B. bestimmte Nahrungsmittel, Stress, hormonelle Veränderungen oder Rauchen sein (NIDDK, 2017). Zu den häufigsten Symptomen gehören: 

  • Unterleibsschmerzen und Krämpfe
  • Unregelmäßigkeiten im Stuhlgang: Durchfall (IBS-D), Verstopfung (IBS-C), Mischform (IBS-M)
  • Blähungen und vermehrte Gasbildung
  • Verschleimung des Stuhls
  • Druckgefühl im Unterbauch
  • Übelkeit (eher seltener)

Da viele der Symptome unspezifisch sind und auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, ist eine genaue Diagnostik durch einen Arzt essentiell (NHS, 2023). 

Kommen Ihnen die oben genannten Symptome vertraut vor? 

Es ist immer besser, proaktiv zu sein, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Mit den Heimtests von Homed-IQ haben Sie die Möglichkeit, Ihre Gesundheitsbedenken von zu Hause aus zu untersuchen. Der Entzündungstest von Homed-IQ ermöglicht es Ihnen, mögliche erhöhte Entzündungsparameter in Ihrem Körper zu überprüfen, wodurch Sie frühzeitig Anzeichen von Erkrankungen erkennen können. Wenn Sie Bedenken bezüglich einer möglichen Zöliakie haben, bietet der Zöliakie-Test von Homed-IQ eine schnelle und zuverlässige Überprüfung, um diese Autoimmunerkrankung auszuschließen. 

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Wie unterscheidet sich ein Reizdarm von anderen Darmerkrankungen? 

Das Reizdarmsyndrom (IBS) stellt eine besondere diagnostische Herausforderung dar, da seine Symptome denen vieler anderer Darmerkrankungen ähneln. Zwar können Bauchschmerzen, Blähungen und veränderte Darmgewohnheiten beim Reizdarmsyndrom ebenso auftreten wie bei anderen Krankheiten und Darmstörungen, doch gibt es dennoch grundlegende Abgrenzungsmerkmale. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass das Reizdarmsyndrom normalerweise keine  Veränderungen wie Entzündungen, Geschwüre oder andere Veränderungen des Darms aufweist. Im Gegensatz dazu zeigen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa deutliche entzündliche Veränderungen. Bei Zöliakie können ebenfalls Symptome auftreten, die dem Reizdarmsyndrom ähneln, jedoch unterscheidet sich Zöliakie durch das Vorhandensein von Entzündungen im Dünndarm und erhöhten IgE-Antikörpern im Blut. Darüber hinaus können bei Lebensmittelintoleranzen, wie bei einer Fruktose– oder Histamin-Intoleranz, ähnliche Verdauungsbeschwerden wie beim RDS auftreten (Makharia et al., 2015). 

Was sind die Ursachen, die zu einem Reizdarm führen können? 

Obwohl die genaue Ätiologie des Reizdarmsyndroms noch nicht vollständig verstanden wird, gibt es verschiedene Theorien, die zu seiner Entstehung und seinen Symptomen beitragen könnten.Bei vielen Menschen mit RDS können mehrere Faktoren gleichzeitig auftreten, was die Erkrankung besonders komplex macht.

  • Darmempfindlichkeit: Bei manchen Menschen mit Reizdarmsyndrom ist der Darm besonders empfindlich und reagiert stärker auf Dehnungen oder andere Reize. Auch Auslöser für RDS-Anfälle, die durch bestimmte Nahrungsmittel, Stress oder andere Faktoren ausgelöst werden, könnten in diesem Rahmen genannt werden.
  • Darmbewegung: Auch ein unregelmäßiger Stuhlgang kann bei Menschen mit Reizdarm auftreten. Wenn sich der Darm zu langsam bewegt, kann dies zu Verstopfung führen, da dem Stuhl mehr Wasser entzogen wird. Andererseits kann ein zu schneller Stuhlgang zu Durchfall führen, weil der Stuhl nicht genug Zeit hat, um im Dickdarm Wasser aufzunehmen.
  • Infektionen und Darmflora: Die Darmmikrobiota spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Verdauungsgesundheit. Eine Dysbiose, also ein Ungleichgewicht in der Darmmikrobiota, kann die Darmbarriere stören und eine Entzündungsreaktion hervorrufen, die wiederum Reizdarmsyndrome auslösen oder verschlimmern kann. Nach Darminfektionen kann es zu einer Verschiebung des mikrobiellen Gleichgewichts kommen, die die Symptome des Reizdarmsyndroms beeinflusst (Wang et al., 2019).
  • Psychosomatische Faktoren: Psychische Zustände und Erkrankungen wie Stress und Depressionen können einen erheblichen Einfluss auf das Auftreten oder die Ausprägung von RDS-Symptomen haben. Es ist vielfach belegt, dass eine wechselseitige Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Darm besteht, die oft als “Darm-Hirn-Achse” bezeichnet wird. Stress und emotionale Belastung können zu einer Verschlechterung der Darmfunktion führen und die Symptome des Reizdarmsyndroms verstärken. Umgekehrt können die Symptome des Reizdarmsyndroms auch den psychischen Stress erhöhen, was zu einer Negativspirale aus körperlichen und psychischen Beschwerden führen kann (Raskov et al., 2016).
  • Genetik: In einigen Familien tritt RDS häufiger auf, was auf genetische Faktoren hinweisen könnte. Angehörige von Personen mit Reizdarmsyndrom sind zwei- bis dreimal so häufig von Reizdarmsyndrom betroffen, wobei beide Geschlechter betroffen sind (Saito, 2011). 

Quelle: Mayo Clinic, 2023

Interessant: Frauen leiden häufiger an RDS als Männer, und einige Theorien vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Hormon Östrogen und der Krankheit, auch wenn dieser Zusammenhang wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt ist (Mulak et al., 2014)

Wie wird ein Reizdarm diagnostiziert? 

Die Diagnose von RDS ist oft ein mehrstufiger Prozess, da es keinen speziellen Test gibt, der die Erkrankung definitiv bestätigen kann.

  • Anamnese und Untersuchung: Der Prozess beginnt meist mit einem Gespräch, in dem der Arzt Symptome und Krankheitsgeschichte erfragt, gefolgt von einer körperlichen Untersuchung des Bauchbereichs, um andere Erkrankungen auszuschließen.
  • Bluttests: Diese dienen dem Ausschluss oder der Identifikation anderer Krankheiten, die ähnliche Symptome wie RDS verursachen können. Beispielsweise können bestimmte Antikörpertests auf Zöliakie oder Lebensmittelallergien hinweisen, und Tests auf Schilddrüsenerkrankungen können ebenfalls relevant sein.
  • Stuhltest: Dieser Test kann dabei unterstützen Infektionen oder entzündliche Darmerkrankungen (wie z.B. Colitis ulcerosa)  auszuschließen. Bei Bedarf können weitere Untersuchungen wie eine Koloskopie durchgeführt werden.

Die Ausschlussdiagnostik ist ein zentraler Schritt, um eine genaue Diagnose zu stellen und einen angepassten Behandlungsplan für Betroffene mit RDS zu entwickeln (NIDDK, 2017). 

Wie wird ein Reizdarm behandelt ?

Wenn Sie langfristige oder wiederkehrende Verdauungsbeschwerden haben, ist es wichtig, den Weg der Diagnostik zu gehen. Ein Arzt oder Gastroenterologe kann helfen, andere potenzielle Ursachen auszuschließen und einen individuellen Behandlungsplan für das RDS zu entwickeln. Auch kann eine gezielte Anpassungen im Lebensstil oft Erleichterung bringen. Hier sind einige Kategorien, die helfen können, den Zustand zu verstehen und zu behandeln:

  1. Gibt es eine spezielle Diät für Menschen mit Reizdarmsyndrom?

Bei Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) kann die Ernährung einen erheblichen Einfluss auf die Symptome haben. Eine spezielle Diät, die als FODMAP-arme Diät. FODMAPs sind bestimmte Kohlenhydrate, die bei manchen Menschen Verdauungsprobleme verursachen, weil sie im Dickdarm gären. Eine FODMAP-arme Ernährung kann helfen, diese Symptome zu reduzieren. Es ist essentiell, die FODMAP-Diät korrekt und unter Anleitung eines Arztes zu befolgen, um Mangelerscheinungen bei Mineralstoffen und Vitaminen zu verhindern (Magge & Lembo, 2012).

  1. Auf welche Lebensmittel man bei RDS vermeiden?

Bei Reizdarmsyndrom (RDS) können bestimmte Lebensmittel die Symptome verstärken. Hierzu zählen oft Lebensmittel mit hohem FODMAP-Gehalt. Dazu gehören u.a. Weizen, Zwiebeln, Knoblauch, bestimmte Obstsorten wie Äpfel und Wassermelonen, Milchprodukte, Honig, sowie verschiedene Süßungsmittel. Auch fettige Speisen, koffeinhaltige Getränke und stark gewürzte Gerichte können bei einigen Betroffenen Probleme verursachen.

  1. Welche Rolle spielen Probiotika bei RDS?

Ein gesundes Gleichgewicht der Darmbakterien kann zur Linderung von RDS-Symptomen beitragen. Probiotika können dazu beitragen, das mikrobielle Gleichgewicht im Darm zu unterstützen und fördern, was wiederum zur Verbesserung der Darmgesundheit und zur Milderung von Symptomen bei funktionellen Darmstörungen wie dem Reizdarmsyndrom beitragen kann. Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi und eine Vielfalt von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und mageren Proteinen können gemeinsam die Darmgesundheit fördern und sind Teil einer ausgewogenen Ernährung.

  1. Wie sollte ich meine Lebensweise ändern?

Die Anpassung des Lebensstils spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung des Reizdarmsyndroms, wobei nicht nur die Ernährung wichtig ist. Chronischer Stress kann RDS-Symptome verschlimmern, weshalb Stressbewältigungsstrategien wie Meditation oder tiefe Atemübungen entscheidend sind. Regelmäßige körperliche Aktivität kann ebenfalls zur Stressreduktion und zur Unterstützung der Darmfunktion beitragen. Durch solche Maßnahmen kann die Lebensqualität für Betroffene deutlich verbessert werden (Johannesson et al., 2015).

  1. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung des RDS kann je nach Symptomen und deren Schweregrad variieren. Medikamentöse Behandlungen können Antispasmodika, Laxantien oder Medikamente gegen Durchfall umfassen (Mayo Clinic, 2023). Eine andere wichtige Säule in der Behandlung des RDS ist die Psychotherapie. Therapeutische Ansätze können den Patienten helfen, besser mit dem Syndrom umzugehen und potenzielle Stressauslöser zu identifizieren und zu bewältigen (Naliboff et al., 2020).

Ist ein Reizdarm gefährlich? 

Während RDS oft unangenehm ist, ist es normalerweise nicht gefährlich. Aber es kann zu Komplikationen führen wie:

  • Chronische Durchfälle oder Verstopfungen.
  • Hämorrhoiden aufgrund von häufigem Durchfall oder Anstrengung beim Stuhlgang.
  • Ein vermindertes Lebensgefühl.

Quelle: Farndale & Roberts, 2011

Zusammenfassung

Das Reizdarmsyndrom ist eine häufige Erkrankung, die den Darm betrifft und zu Symptomen wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall oder Verstopfung führen kann. Obwohl es oft unangenehm ist, ist es in der Regel nicht gefährlich. Eine Kombination aus Diät, Lebensstiländerungen und gegebenenfalls Medikamenten kann helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Referenzen

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Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.